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Ein ganz normaler Tag in Berlin. Donnerstag, 19 Uhr in Kreuzberg. Wer an einem gewöhnlichen Abend wie diesem zum ersten Mal an der U-Bahn-Station Mehringdamm aussteigt, bekommt schnell den Anschein, im falschen Film zu sein. Auf dem kurzen Abschnitt zwischen U-Bahnhof und der nächsten Straßenkreuzung stehen hunderte Menschen. Man hört einen bunten Mix aus Deutsch, Englisch und anderen undefinierbaren Sprachen, das Klicken von Feuerzeugen, Kronkorken, die zu Boden fallen und den hektischen Feierabendverkehr der Hauptstraße.

Auf diesem kurzen Straßenabschnitt in Kreuzberg stehen Berliner und Touristen fast Rücken an Rücken in zwei Schlangen. Die eine in Richtung der Kreuzung Gneisenau- und Yorckstraße, die andere entgegengesetzt, mit dem Blick in Richtung U-Bahnhof. Man braucht einen kurzen Moment, um die Situation zu durchdringen und zu verstehen, was hier eigentlich vor sich geht.

Schlangestehen fürs Kult-Fastfood

Was passiert hier gerade? Ist etwa Prominenz in der Stadt? Nicht direkt. Aber irgendwie auch doch! Der Grund, warum es täglich hunderte in diese Gegend zieht, ist kulinarischer Herkunft. Gleich zwei der bekanntesten gastronomischen Highlights von Berlin sind hier vertreten. Und das kaum mehr als 15 Schritte voneinander entfernt. Ihre Namen? Curry 36 und Mustafa’s Gemüse Kebap. Du ahnst es vielleicht: Es geht weder um kreatives Crossover, noch um gehobene französische Küche. Die Rede ist hier von Imbissbuden – aber keine gewöhnlichen, sondern gleich zwei Berliner Originale mit Kultstatus!

Seit über 30 Jahren gibt es am Mehringdamm in der Hausnummer 36 Original Berliner Currywurst, hausgemachte Saucen und anderes fast rund um die Uhr. Der Imbiss ist schon lange weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Nicht nur Berliner Nachtschwärmer und Touristen, sondern auch etliche Promis haben sich hier schon mit Currywurst & Co. eingedeckt.

Nur ein paar Meter entfernt hat 2006 auf derselben Straße ein weiterer Imbiss eröffnet. Mustafa’s Gemüse Kebap versorgt seitdem täglich unzählige Touristen, die teilweise schon direkt vom Flughafen aus anreise, mit Döner. Gearbeitet wird hier im Akkord und dennoch liegt die Wartezeit für die hungrigen Gäste im Durchschnitt bei 45 Minuten. An den Wochenenden auch weit darüber hinaus.

Mustafa's Gemüse Kebap

Bild: Artikel der BZ Berlin.

Der beste Döner der Welt – oder: was bedeutet kreatives Marketing?

Dass Restaurants weltweit verglichen und empfohlen werden, ist etwas ganz Normales in der Welt der Gastronomie. Köche aus aller Welt kämpfen jedes Jahr aufs Neue für die begehrten Auszeichnungen der großen Restaurantführer Gault-Millau und Guide Michelin. Luxus und Exklusivität sind seit jeher hoch im Kurs, Tische oft Wochen im Voraus ausgebucht.

Familienbetriebe oder kleine Lokale, die für solides Handwerk und ehrliche regionale Küche stehen, habe es meist deutlich schwerer. Vielen Restaurants bleiben die Gäste aus, Umsatzzahlen sinken und die Betreiber kämpfen Abend für Abend ums Überleben. Und das, obwohl die Qualität des Essens stimmt und auch der Service einen guten Job macht.

Wie kann es da sein, dass eine Imbissbude aus Berlin-Kreuzberg internationale Bekanntheit erlangt und mehr Umsatz macht, als viele umliegende Restaurants? Macht dieser Mustafa wirklich den besten Döner der Welt, wie es viele behaupten? Und wenn das so ist, wie hat die Welt überhaupt davon erfahren?

Was macht Mustafa anders als andere?

Ob man den Erfolg der Dönerbude nun gut findet oder belächelt, man muss Mustafa bzw. Tarik Kara, wie der Inhaber eigentlich heißt, eines lassen: Er hat in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht. Vor allem aus Marketingsicht.

Kreatives Marketing ist ein Schlüsselfaktor für Erfolg – nicht nur in der Gastronomie!

Produkte verkaufen sich besser, wenn man dazu eine Geschichte erzählt. Wir Copywriter und Marketer nennen das Storytelling. Und das gilt für Babyprodukte genauso wie für Kebap. Und das wusste auch Tarik Kara, als er 2011 ein kurzes Video drehte, das anschließend in einem Kreuzberger Kino als Werbespot gezeigt wurde. Der Spot ist eine Parodie auf die Werbefilme des Babynahrungsherstellers Hipp. Kara selbst spielt darin die Hauptrolle und stellt seine türkischen Wurzeln als Gag in den Vordergrund. Bis heute sein Markenzeichen.

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Kinowerbespot Mustafa’s Gemüse Kebap

Das kurze Video verbreitete sich dank des Internets auch weit über die Grenzen von Kreuzberg hinaus und brachten dem Betreiber nicht nur Lacher, sondern auch viele zahlende Gäste.

Erfolgreicher durch kreatives Marketing

Kreatives Marketing kann vieles beinhalten und geht weit über klassische Werbemaßnahmen hinaus. Vor allem über das Internet haben Gastronomen und andere Offline-Businesses viel Einfluss darauf, ob und wie der eigene Laden gefunden und wahrgenommen wird. Es muss nicht gleich ein Kinospot sein. Im Gastgewerbe wird bisher nur auf traditionelle oder sogar gar keine Werbung gesetzt. Wer sich hier für modernere Maßnahmen öffnet und ein bisschen Kreativität in sein Marketing bringt, kann sich daher schnell von der Konkurrenz abheben.

  • Eine professionelle Website für das Restaurant oder Geschäft.
  • Gut durchdachte Nutzung von Social Media.
  • Attraktive Einträge in lokalen Empfehlungsportalen.
  • Unkonventionelles Offline-Marketing, fernab des Mainstreams.

Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie du als Unternehmer mit klassischem Geschäft die Attraktivität steigern und mehr Gäste und Kunden erreichen kannst.

Wer langfristig erfolgreich sein will, sollte sich mindestens die folgenden drei Fragen stellen:

  1. WER sind meine potenziellen Kunden? (Zielgruppe)
  2. WO kann ich diese antreffen? (Medienverhalten)
  3. WIE sollte ich sie am besten ansprechen? (Strategie)

Wer diese Fragen für sich beantworten kann, ist bereits dem Großteil seiner Kollegen weit voraus.

Bleiben wir mal in der Gastronomie und schauen uns die drei Fragen im Detail an.

Kennen deine Zielgruppe

Um Gäste gezielt ansprechen zu können, muss man sich in sie hineinversetzten. Betreibst du ein Restaurant in der Großstadt und richtest dich mit deinem Angebot eher an eine junge Zielgruppe, die als Besucher in die Stadt kommen? Dann brauchst du eine andere Marketingstrategie als ein Gasthof auf dem Lande.

Wer als Tourist in der Stadt ist, Hunger hat und ein passendes Restaurant sucht, möchte nicht ewig lang recherchieren und vergleichen. Die Welt ist schnelllebig geworden. Ein Tourist, der gerade in der Stadt ist und etwas essen möchte, blättert nicht erst in den Gelben Seiten oder der Lokalzeitung, um ein passendes Restaurant zu finden. Er holt direkt sein Smartphone aus der Tasche und sucht per Google Maps oder Bewertungsportalen nach seiner Lieblingsküche und wählt ein Lokal in der Nähe aus, das bereits von anderen für gut empfunden wurde.

Wer als Gastronom in der Suche nicht unter den ersten 10–20 Ergebnissen auftaucht, hat kaum noch eine Chance überhaupt wahrgenommen zu werden. Wenn dann zudem keine Bewertungen für das eigene Restaurant vorhanden sind, sieht es ziemlich schlecht aus.

Sei da, wo potenzielle Gäste sind

Sind deine Gäste für gewöhnlich online oder offline unterwegs? Lesen sie Printmedien oder Online-Magazine? Sind sie eher bei Facebook oder bei Instagram aktiv?

All das sind Fragen, die du dir als Gastronom stellen solltest. Denn wenn du eine genauere Vorstellung vom Medienverhalten deiner Gäste hast, kannst du dies in deine Marketingstrategie einfließen lassen. Das sorgt dafür, dass du gezielt die richtigen Personengruppen ansprichst, die voraussichtlich auch Interesse an deinem Restaurant haben. Zudem schonst du dadurch auch langfristig dein Marketing-Budget.

Gehe mit Plan an das Marketing

Einfach drauflos zu probieren, ist immer eine schlechte Idee. Egal, ob es sich um einzelne Social-Media-Posts oder eine ganze Webseite für das Restaurant handelt, um Online- oder Offlinemaßnahmen.

Marketing ist kein Sprint, sondern ein Marathon.

Und es braucht ein durchdachtes System.

Um herauszufinden, wer zu deiner potenziellen Zielgruppe gehört und wie du diese letztendlich erreichst, brauchst du vor allem Planung und Know-how in Sachen Marketing. Wenn du dich davon nicht abschrecken lässt, sondern dich entschließt, diesen Schritt zu gehen, wird er sich langfristig auszahlen. Denn kreatives Marketing ist mehr als nur Werbung. Eine gute Strategie fördert dein Image und stärkt die Kundenbindung. Wenn du selbst in diesem Bereich unerfahren bist, lohnt es sich, auf Experten zurückzugreifen, die dich bei der Marketingstrategie unterstützen.

Fazit

Warum erzähle ich dir das alles?

Mustafas Erfolgsgeschichte ist für mich doppelt interessant. Da ich selbst in beiden Welten zu Hause war und bin – Gastronomie und Marketing. Ich habe viele Jahre als Köchin in unterschiedlichen Läden gearbeitet. Ich kenne den Konkurrenzkampf unter Gastronomen. Und der ist groß. Und dann kommt ein neuer Dönerverkäufer daher. Stellt seine Bude in eine Gegend, in der man sich vor Dönerbuden schon kaum retten kann, und stiehlt allen die Show. Das ist kreatives Marketing. Und das zeigt, dass man in einem scheinbar gesättigten Markt noch ein großes Stück vom Kuchen abbekommen kann, wenn man es richtig macht.

Erfolg in der Gastronomie ist kein Zufall. Egal ob Sternerestaurant oder Dönerbude – am Ende kommt es nicht (nur) darauf an, wie gut das Angebot ist, sondern vor allem auch, wie es kommuniziert wird und wie die Welt davon erfährt. Wer das versteht und mit cleverem und gezieltem Marketing sowie einer langfristigen Strategie an den Start geht, wird sich über kurz oder lang von der Konkurrenz abheben.

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